Im neuen Heft der österreichischen Literaturzeitschrift „Volltext“ (Nr. 2/2022) beginnt der Schweizer Slawist Felix Philipp Ingold (geboren 1942) den inzwischen siebten Teil seiner „Grenzgänge der Literatur“ mit der Frage „Wie viele russische Literaturen?“
Hier folgen die ersten Zeilen daraus:
“Die eine russische Nationalliteratur gibt es nicht; es gibt diverse ‚russländische‘ Literaturen in mancherlei Sprachen. Man kennt die russischsprachige Klassik von Puschkin bis Tolstoj und Korolenko, im Anschluss daran die mehrsprachige ‚multinationale‘ Sowjetliteratur mit namhaften ukrainischen, litauischen, georgischen, usbekischen, kirgisischen Autoren, dazu die eigenständige russische Exilliteratur des 19. und frühen 20. Jahrhunderts (…).“
Nun gut: Nach dem Zerfall der Sowjetunion ist die ‚multinationale‘ Sowjetliteratur wieder in ihre neonationalen Einzelliteraturen zerfallen, die nach 1991 ein intensives neues und (teilweise) freieres Dasein bekommen haben.… Lês fierder